Freude über ein Remis gegen Witten, Trauer um verpasste Chancen

Tamas Levai gewinnt nach einem absoluten Weltklassekampf die Begegnung gegen den rumänischen Meister Ilie Cojocari und reckt die Faust gen Himmel. Anschließend lässt er sich zu Recht vom Publikum feiern – doch ein Blick in die Trainerecke zeigt getrübte Freude. Die Begegnung gegen Witten endet mit 14:14. Der Einzug in die Endrunde der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft ist damit nahezu unerreichbar geworden.

Selbstverständlich freute sich das Trainergespann Cengiz Cakici und Ahmet Demir von Herzen über die grandiose Leistung von Levai, gleichzeitig realisierten sie, dass die Mannschaft Punkte hatte liegen lassen. Um sich noch eine reelle Chance auf die Play-offs zu wahren, musste ein Sieg her. Ein Unentschieden wird in der Endabrechnung wahrscheinlich nicht reichen. Und so kam es, dass ein spannender Kampfabend mit einem Wermutstropfen endete.

Nicht weniger grandios hingegen war die Leistung des jungen Nachwuchstalentes Dean Öhrlein. Konzentriert und ohne ein Spur Nervosität ging er auf die Matte, um schon in der ersten Minute seinen Gegner Tugkagan Öztürk an den Rand einer Schulterniederlage zu bringen. Das gelang allerdings erst im zweiten Anlauf und als Schiedsrichter Andre Schedler, der im Übrigen eine tadellose Leistung zeigte, abpfiff, ließ Öhrlein seinen Emotionen und seinen Tränen freien Lauf. Noch bevor er in die Mannschaftsecke zurückkehrte, lief er zu seiner Oma und jubelte mit ihr gemeinsam. Später sagte der Ringer: „Den Sieg habe ich meinem Opa gewidmet, er hat mich zum Ringen gebracht und immer an mich geglaubt. Leider ist er im letzten Jahr verstorben.“

Furios war auch die Aufholjagd von Burak Demir, der kurzzeitig sogar in Führung lag. Nach einem verpatzten Start und einem 10:0- Punkte-Rückstand gelang es Demir, das Duell zu wenden. Punkt um Punkt setzte er sich gegen einen schwächelnden Gegner durch. Aber auch Eisenkrein kehrte noch einmal zurück und machte die entscheidenden Punkte. Seiner Mannschaft brachte er die 2:0 Führung. Hätte Demir im Kampf nur einen Punkt weniger abgeben, hätte es nur einen Mannschaftspunkt gebracht.

Robin Ferdinand, Ahmed Dudarov und Arek Kulynycz gehören unbestritten zu den Leistungsträgern. Es mutet daher fast schon normal an, dass sie Siege einfahren. Doch diese sind keinesfalls selbstverständlich, denn Ferdinand stand mit Simeon Stankovich ein international erfahrener Ringer gegenüber, den der Nackenheimer mit 9:3 Punkten degradierte.

Dudarov kämpfte gegen einen defensiv eingestellten Wittener bis zum Umfallen, machte Punkt um Punkt. Letztlich fehlte ihm lediglich ein Punkt zum technisch überlegenen Sieg, daher gab es „nur“ drei Punkte in der Mannschaftswertung, statt der erhofften Vier.

Und Kulynycz gab erneut eine seiner Glanzleistungen zum Besten. Bis dahin war der Wittener Nico Brunner ungeschlagen, das sollte sich nachhaltig ändern: Zunächst hielt Brunner sehr gut mit und Kulynycz auf Abstand, doch der SVA-Ringer wollte unbedingt eine Entscheidung, die er nach 5:09 Minuten bekam. Brunner gelang es nicht mehr, sich aus dem eisernen Griff des polnischen Ringers zu befreien. Kulynycz fuhr einen weiteren Schultersieg ein, freute und bedankte sich bei einem euphorischen Publikum mit seinem obligatorischen Salto.

Ruslan Kudrynets lieferte einen starken Kampf gegen Ferzi Mamutov, musste aber dessen Überlegenheit anerkennen.

Auch Koray Cakici, Danilo Bauer und Bekir Demir konnten bislang noch nicht auf die Siegerstraße einbiegen. Damit scheint das Schicksal der Alemannen in diesem Jahr besiegelt, ans Aufgeben denken sie jedoch nicht. Gerade zum heutigen Lokalderby gegen den ASV Mainz 88 sind die Sportler hochmotiviert. „Vielleicht“, so hofft SVA-Vorsitzender Stephan Vielmuth, „geht da was. In der Rückrunde stehen wir stärker.“