Am Tag der Deutschen Einheit sollte in der Alemannenhalle wenn möglich ein weiterer dazu kommen. Doch mit dem VfL Neckargartach kam eine leistungsstarke Gastmannschaft nach Nackenheim, die dies letztlich deutlich mit 18:11 Punkten zu verhindern wusste. Trotzdem war die Stimmung rund um den Mattenrand bestens, dafür sorgten die Athleten mit grandiosen Kämpfen auf der Matte. Und mit Benno Krieger ein Hallensprecher, wie ihn sich viele Bundesliga-Vereine nur wünschen können.

15 Uhr: Benno Krieger schnappte sich das Mikrophon und stellte nicht nur die Mannschaften vor, er trieb das Publikum so lange vor sich her, bis auch der letzte Fan wie elektrisiert auf den ersten Kampf wartete. Khasan Khusein Badrudinov, 57 Kilogramm Freistil, hatte es nicht leicht: Levan Metreveli Vartanov, bislang ungeschlagen, stand ihm gegenüber. Doch Badrudinov ließ nichts anbrennen: Souverän erkämpfte er sich Punkt für Punkt hatte letztlich mit 9:0 Punkten die Nase vorn.  Es waren gleichzeitig die ersten drei Zähler in der Mannschaftswertung.

Auf verlorenem Posten hingegen stand der junge Tamerlan Paschajew gegen Deutschlands Nr. 1 im griechisch-römischen Schwergewicht: Eduard Popp brauchte lediglich etwas mehr als 30 Sekunden, um seine Klasse auszuspielen. Das war zu erwarten, dennoch ist es dem 17-jährigen Paschajew hoch anzuerkennen, dass er sich ohne zu zögern in den Dienst der Mannschaft gestellt hatte. Die Alemannen-Ringer mussten wegen verletzungs- und krankheitsbedingter Absagen ihre Mannschaft kurzfristig umstellen.

In der Klasse bis 61 Kilogramm hatte sich Ibrahim Fallacara bei seinem Trainer Cengiz Cakici krank gemeldet. Einmal mehr bewies sich, dass die Sportler, so unterschiedlich sie sind, zu einem echten Team zusammengewachsen sind: Bayram Shaban erklärte sich sofort bereit, stilartfremd zu starten. Mehr noch: Innerhalb weniger Stunden nahm er klaglos die Strapazen in Kauf, mehrere Kilo Gewicht zu machen. Am Kampftag selbst fand er jedoch gegen den starken Valentin Lupu nicht in den Kampf, ließ sich auskontern und konstatierte Lupus Überlegenheit nach knapp vier Minuten.

Mit Robin Ferdinand und Stepan Kehrer (98 Kilogramm, Freistil) standen sich zwei Freunde im Leben als Gegner auf der Matte gegenüber: Beide sind mehrfache Deutsche Meister, Kehrer mit sechs und Ferdinand mit zwei Titeln, und sie schenkten sich nichts: Kehrer geht in Führung, Ferdinand kontert, bringt Kehrer an den Rand einer Schulterniederlage. Kehrer übernimmt erneut die Führung, beide Ringer liefern einen Kampf auf Spitzen-Niveau, und müssen nach viereinhalb Minuten höchster Spannung den Kräften Tribut zollen. Ferdinand mobilisierte in den letzten 20 Sekunden noch einmal all seine Reserven und es gelingt ihm, was in der Halle wahre Begeisterungsstürme auslöste: Zwei Sekunden vor Schluss holte er sich noch eine Wertung und gewinnt mit 12:11 Punkten.  Da geriet die anschließende Niederlage von Koray Cakici gegen einen bärenstarken Recep Topal, der im übrigen bislang in der Saison ungeschlagen ist,  zu einer akzeptablen Nebensache. Zumal auch Koray die Reihen der Mannschaft trotz einer Knieverletzung, mit der er hätte gar nicht starten sollen, schloss. Formell war gerade sein Start von großer Bedeutung, da die DRB-Bundesligarichtlinien  vorgeben, dass mindestens sechs Sportler im Besitz eines deutschen Passes sein müssen.

Die zweite Halbzeit eröffnete Arkadiusz Kulynycz in der Klasse bis 86 Kilogramm, griechisch-römisch.  Er hatte es mit Bogdan Eismont zu tun, der vor allem eins war: Defensiv. Lediglich eine Angriffsattacke setzte der Neckargartacher, wobei er sich selbst nur mit Mühe vor einer Schulterniederlage retten konnte. Mit robusten Methoden wollte er im weiteren Verlauf Kulynycz in Schach halten, doch der zeigte sich erbarmungslos, das Ergebnis von 16:2 Punkten spricht eine eigene Sprache.

Mühe hingegen hatte Wladimir Berenhardt gegen einen körperlich stärkeren Christian Fetzer. Doch Fetzer konnte seine Überlegenheit nur bedingt ausnutzen und lediglich zwei Mannschaftspunkte für Neckargartach einfahren. Leider musste sich Kubilay Cakici (80 Kilogramm, Freistil) ebenso der Stärke des spanischen Meisters Taimuraz Friev geschlagen geben. Cakicis zahlreiche Attacken konnte er für sich leider nicht in Punkte umsetzen.

Ohne Erwartungen seines Trainers startete Danilo Bauer gegen den international bekannten Zaur Efendiev und der Beginn verlief erwartungsgemäß, der ganze Kampf jedoch in eine völlig andere Richtung: Efendiev ging rasch in Führung, bis – ja, bis Bauer unter dem Jubel seiner Fans eine saubere Vierer-Wertung zog und nachsetzte. Efendievs Erfahrung bewahrte ihn selbst schließlich vor einer herben Enttäuschung, er fügte dem Mannschaftskonto der Gäste die letzten zwei Zähler zu.

Weil dann nämlich im letzten Kampf des Tages für die  Nackenheimer Zoltan Levai die Matte betrat: Der ungarische U23-Junioren-Europameister begeisterte in der Vergangenheit mit jedem Kampf durch spektakuläre Grifftechniken und einer Angriffslust, die ihn in bislang jedem Bundesliga-Kampf dieser Saison zum Sieger machten. Und er gestaltete den letzten Kampf zu einer Begegnung, zu der sein Gegner Fabian Fritz nur wenig beitrug. Nach fünf Minuten Kampfzeit freute und bedankte Levai sich mit einer akrobatischen Breakdance-Einlage für seinen furiosen Sieg.

Cengiz Cakici war mit seinen Jungs trotz der Niederlage zufrieden: „Wir wussten, dass es sehr schwer wird. Dann kamen noch die Absagen dazu. Doch unsere Gegner sind gewarnt: In eigener Halle haben wir mit unserem Publikum einen elften Mann im Team.“

Bericht von Ingrid Ferdinand

Bericht des SWR hier klicken! (bei 10:27)


Quelle: Liga-Datenbank