Vier von zehn Kämpfen gewonnen: Alemannia Nackenheim schlägt sich mit der 12:19- Niederlage bei den top besetzten Red Devils Heilbronn sehr achtbar.

Theoretisch bis zum letzten Kampf hielten die Ringer des SV Alemannia Nackenheim die Begegnung bei den Red Devils Heilbronn offen. Erst als Danilo Bauer – wie vorherzusehen – gegen Oleg Motsalin technisch überhöht verlor, war die Niederlage beim Bundesliga-Tabellenführer besiegelt, fiel mit 12:19 aber knapper als befürchtet. „Meine Jungs haben sich prima verkauft“, sagte Trainer Cengiz Cakici. „Klar, wir können uns dafür nichts kaufen. Aber wir fahren erhobenen Hauptes nach Hause.“

Die Gastgeber hatten mit Ausnahme des dreimaligen Weltmeisters Frank Stäbler alles aufgefahren, was der Kader hergab. Nach den beiden Niederlagen gegen den KSV Witten waren sie gewarnt, ihren ersten Platz in der Nordweststaffel wollten sie auf keinen Fall in Gefahr bringen. Dennoch gewannen die Alemannen vier der zehn Kämpfe. Cakici wollte nicht lange nachkarten und sich über fehlendes Glück beklagen. Gleichwohl wäre für seine Mannschaft bei optimalem Verlauf sogar noch mehr drin gewesen. „Hier noch ein Pünktchen, dort noch eins – dann sieht es gleich ganz anders aus“, räumte er ein.

Zwei Schultersiege waren möglich

In zwei Duellen bot sich den Gästen die Möglichkeit zu einem Schultersieg. Robin Ferdinand hatte im Freistil-Schwergewicht Stefan Kehrer gleich zweimal in der Brücke, konnte sie aber nicht zum Einsturz bringen. Gleichzeitig steuerte Ferdinand, der über weite Strecken sehr souverän auftrat, auf einen technisch überlegenen Erfolg zu. Nach dreieinhalb Minuten führte er bereits 12:0, hatte zumindest drei Mannschaftpunkte schon im Blick, als er noch drei Zweierwertungen abgab und das Teamkonto nur um zwei Zähler aufstockte.

Auch Tamas Levai gelang es im Greco-Weltergewicht nicht, Fabian Fritz auf der Matte zu fixieren; der Heilbronner konnte sich aus der gefährlichen Lage befreien. So musste der Ungar sich mit zwei Punkten begnügen. „Tamas hat einen sehr soliden Kampf geboten“, sagte Cakici. „Diesmal haben die hohen Wertungen gefehlt, aber Fritz hat sich auch gut gewehrt.“

Kudrynets verliert nach zweiter Verwarnung

In zwei verlorenen Kämpfen wäre ebenfalls ein besseres Ergebnis möglich gewesen. Im Greco-Leichtgewicht bot Ruslan Kudrynets eine beherzte Leistung gegen den Iraner Abdolmohammad Papi, der unter anderem im August den Grand Prix von Deutschland in Dortmund gewonnen hatte. Der Nackenheimer ließ sich nur einmal aus der Kampfzone schieben und kassierte zwei Passivitätsverwarnungen. Zeitweise hatte Kudrynets sogar geführt, weil Cakici ihn vor den Hüftangriffen seines Gegners gewarnt hatte, er auf einen solchen Vorstoß Papis vorbereitet war und ihn konterte. Indem er den Iraner zu Boden brachte, lag er mit 2:1 vorne, als Papi ausglich sprach immer noch die höhere Wertung für Kudrynets. Doch eine zweite Verwarnung durch Kampfrichter Petar Stefanov besiegelte die 2:3-Niederlage.

Ein knappes, hochklassiges Duell lieferte sich auch Ahmed Dudarov im Freistil- Mittelgewicht mit dem WM-Dritten Taimuraz Friev. Nach 0:2-Rückstand gelang dem Alemannen ein Beinangriff. Friev wollte von der Matte fliehen, doch Dudarov mochte sich mit einem Punkt nicht zufriedengeben, zog seinen Gegner zurück und versuchte ihn zu Boden zu drücken. Der Heilbronner allerdings konterte und erhöhte auf 4:0. Nachdem er in der zweiten Runde einen weiteren Takedown kassiert hatte, konnte Dudarov nur noch auf 2:6 verkürzen.

Burak Demir gewinnt erstmals für den SVA

Bei der hohen Anzahl an hoch dekorierten Athleten, die die Red Devils auffuhren, mussten sie auch zwei Eigengewächse in die Mannschaft einbauen, um unter der 28-Punkte-Grenze zu bleiben. Sie hatten sich für die Greco- Kämpfe im Fliegen- und Halbschwergewicht entschieden, wollten damit die Alemannen-Stars Eldaniz Azizli und Denis Kudla ins Leere laufen lassen. Bei Kudla klappte das auch. Der Olympiadritte gewann noch in der ersten Runde technisch überlegen gegen André Timofeev.

Im Fliegengewicht hatten die Nackenheimer den Braten gerochen und Azizli gar nicht erst aus Aserbeidschan einfliegen lassen. Die Aufgabe konnte Burak Demir ebenso gut erledigen. Der 16-Jährige feierte seinen ersten Sieg für die Alemannia und den auch gleich technisch überhöht. „Das hatte sich Burak mal verdient“, stellte Cakici fest.

Die Möglichkeit, den Platz eines Nicht-EU-Ausländers anderweitig zu vergeben, hatte Cakici allerdings nicht, weil Roman Asharin wegen einer Verletzung nicht zur Verfügung stand. „Wenn er dabei ist, glaube ich nicht, dass er vier Punkte abgibt“, sagte der Trainer. Sein Sohn Koray hingegen konnte gegen George Bucur die Höchstwertung nicht verhindern.