Alemannia Nackenheim gewinnt den Bundesligakampf in Kleinostheim mit 18:9 und geht als Tabellenführer ins Derby.

Als Tabellenführer gehen die Ringer des SV Alemannia Nackenheim am Samstag ins Bundesligaderby gegen den punktgleichen ASV Mainz 88. Dank ihres 18:9-Siegs beim SC Kleinostheim liegen die Alemannen knapp vor dem Lokalkonkurrenten. „Das war eine sehr souveräne Vorstellung der gesamten Mannschaft“, sagte Trainer Cengiz Cakici.

Zur Pause stand es lediglich 5:5, doch die Nackenheimer hatten noch vier Siegringer im Aufgebot. Den Auftakt machte Tamas Levai, der erneut zwei Gewichtsklassen höher im 86-Kilo-Limit des Greco antrat und trotz dieses Nachteils in weniger als fünf Minuten einen technisch überlegenen Punktsieg feierte.

Ruslan Kudrynets bestätigte anschließend den starken Eindruck, den er zum Auftakt im Heimkampf gegen die RKG Reilingen-Hockenheim hinterlassen hatte. „In der vorigen Saison hat sich Ruslan mit Can Özgün noch abgemüht“, sagte

Cakici. „Jetzt gewinnt er vorzeitig.“ Gerade einmal 4:13 Minuten brauchte Kudrynets für die nötigen 16 Wertungspunkte.

Kubilay Cakici, der wieder eine Klasse hochrückte, erfüllte mit einem ungefährdeten 4:2-Sieg seine Pflicht. „Es war ein sehr schöner Kampf“, sagte der Vater. „Aber Kubi hat nicht mehr gemacht als er musste.“

20 Punkte gegen Deutschen Vizemeister

Damit stand der Nackenheimer Mannschaftserfolg bereits fest, doch Fazli Eryilmaz machte dort weiter, wo er am Samstag aufgehört hatte. Mit einer abschließenden Viererwertung bezwang er im Freistil-Weltergewicht Lucas Diehl nach fünfeinhalb Minuten mit 20:2 technisch überlegen. „20 Punkte gegen den Deutschen Vizemeister finde ich nicht so schlecht“, sagte der Trainer. „Dabei brauchte Fazli kein Gas zu geben, wir hatten ja schon gewonnen.“

Dass Dario Schmidhuber zum Schluss im Greco-Weltergewicht technisch überhöht dem Moldawier Alexandrin Gutu unterlag, fiel nicht mehr ins Gewicht. Der Kleinostheimer Nachwuchsmann sammelt bei den Kadetten Titel wie andere Leute Briefmarken. Gutu war 2018 Weltmeister in seiner Altersklasse holte in diesem Jahr den EM-Titel. Dazwischen lagen Siege bei den olympischen Jugendspielen und den Balkanmeisterschaften. „Mit diesem starken jungen Athleten hatte ich nicht gerechnet“, räumte Cakici ein. „Dario hat aber auch zweimal geschlafen und jeweils Vierwertungen kassiert.“

Asharin jetzt mit ungarischem Pass

Schon vor der Pause waren den Nackenheimern drei Siege gelungen. Robin Ferdinand rehabilitierte sich für seine Auftaktniederlage und holte mit dem 2:1 über Felix Radinger einen Mannschaftspunkt. „Robin hat alles richtiggemacht und sehr gut gekämpft“, stellte sein Trainer fest. „Bei ihm hatten wir einen knappen Sieg eingeplant.“ Wie hoch der 10:8-Erfolg von Ahmed Dudarov über Süleyman Karadeniz im Freistil-Halbschwergewicht einzuschätzen ist, zeigt das Ergebnis vom Samstag: Der Mainzer Gabriel Stark hatte gegen Karadeniz 0:6 verloren.

Dudarov führte bereits 6:0 und 8:4, hatte also schon zwei Mannschaftspunkte im Blick. Dass es nur einer wurde, störte Cakici wenig. „Das war eine saustarke Leistung“, freute der sich. „Sein Gegner war ja ein sehr starker Ringer, gegen den musst du erst einmal zehn Punkte machen.“ Dudarov habe sechs Minuten lang Gas gegeben.

Roman Asharin lag zwar wegen einer Wertung, die der SVA-Coach für fragwürdig erachtete, 0:4 zurück, kam beim 16:4 aber noch nahe an einen vorzeitigen Sieg heran. „Roman hat seinen Gegner müde gerungen und dann gepunktet“, erläuterte Cakici. „Roman ist eben besser.“ Was die Geschichte für die Nackenheimer noch schöner macht: Asharin trat erstmals mit ungarischem Pass an. Damit hat er seine N-Status abgelegt und kann künftig beispielsweise gleichzeitig mit Eldeniz Azizli eingesetzt werden.

Unnötig auf die Schulter

Als unnötig erachtete der Nackenheimer Trainer die Schulterniederlage von Burak Demir. „Er hätte über die Zeit kommen können, aber er hat ein, zwei Fehler gemacht.“ Der erste Einsatz von Florian Losmann nach über einjähriger Verletzungspause endete mit einer knappen Niederlage. Eigentlich hatte Cakici mit einem Sieg gerechnet. „Wir wollten mal testen, wie weit er ist. Er hat aber einen soliden Kampf gemacht.“

Mit blütenreiner Bilanz erwarten die Nackenheimer am Sonntag die 88er in der Bodenheimer Sporthalle am Guckenberg (Beginn: 19.30 Uhr). Doch auch die Gäste sind noch ungeschlagen. Bislang endeten die Lokalduelle immer mit Mainzer Siegen, diesmal sind die Vorzeichen etwas anders: Die Alemannen sind frei von Verletzungssorgen. „Wir können voll stellen“, sagt Cakici. „Wir können gegen beide Aufstellungsvarianten, die die 88er bisher aufgeboten haben, bestehen.“ Natürlich wolle seine Mannschaft gewinnen, aber den Wunsch hätten die Gäste ebenfalls. „Wie in jeder Begegnung auf Augenhöhe gibt es ein, zwei, vielleicht auch drei Schlüsselkämpfe “, sagt Cakici. „Wer die für sich entscheidet, wird gewinnen.“