Gruppenbild SVA-Nackenheim mit FC Erzgebirge Aue

BODENHEIM – Riesenjubel bei den Ringern von Erstliga-Aufsteiger SV Alemannia Nackenheim: Durch einen 22:6-Erfolg im Rückkampf des Play-off-Achtelfinales um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft gegen den FC Erzgebirge Aue hat das Team von Cheftrainer Cengiz Cakici die schmerzhafte 14:20-Niederlage aus dem Hinkampf mehr als wettgemacht. Damit ist der SVA erstmals in seiner Geschichte ins DM-Viertelfinale eingezogen, wo er es am 16. und 23. Dezember mit dem TuS Adelhausen zu tun bekommt.

„Entscheidend war, dass unsere Mannschaft sehr gut gestanden hat – was in dieser Saison nicht allzu häufig vorgekommen ist“, resümierte Cengiz Cakici. „Des Weiteren haben wir bis auf die beiden 75er hohe Siege eingefahren. Die Zuschauer waren sehr positiv gestimmt. Und wenn das Publikum zufrieden ist, ist alles in Ordnung.“ Vor gut 400 begeisterten Fans in der Sporthalle „Am Guckenberg“ hatten die Nackenheimer – von Kulturstaatssekretär und SVA-Vize Salvatore Barbaro als Ersatz-Hallensprecher leidenschaftlich nach vorne gepeitscht – den Sechs-Punkte-Rückstand schon nach den ersten drei Kämpfen aufgeholt.

Im 57-Kilo-Greco war Aue nicht wie befürchtet mit Adrian Hajduk aufgelaufen, sondern mit dem fürs Fliegengewicht knapp zwei Kilo zu schweren Roy Gläser. Machte vier kampflose Punkte für Lucas Günter. Im 130 Kilo Freistil lieferte sich Dachdecker Robin Ferdinand mit dem polnischen Muskelmann Mateusz Filipczak einen offenen Schlagabtausch. „Ideal wären zwei Verlustpunkte, kritisch drei“, hatte die AZ im Vorfeld spekuliert. Lautstark angefeuert von seinem Coach und sportlichen Ziehvater Cengiz Cakici sowie der 88er-Legende Frank Stäblein gab Ferdinand sogar nur einen Punkt ab. Eine Klasseleistung des Hünen. Wieder mal. Der Westerwälder reißt fast immer mit. Im 61-Kilo-Freistil beherrschte Khasan Khusein Badruninov den Auer Emanuel Krause relativ klar. Doch der kleine Russe verletzte sich an der rechten Schulter und gab so in den letzten Sekunden kein Vollgas mehr. Dennoch gewann er 17:5 nach Punkten, was den Alemannen drei Mannschaftszähler bescherte. Vier Punkte holte wie erwartet der Olympia-Dritte Denis Kudla im 98-Kilo-Greco gegen den fast acht Kilo schwereren und zehn Jahre älteren Rolf Linke. Der farbig tätowierte Polizist ließ sich nicht vorführen. Aber Kudla marschierte pausenlos und schraubte seine Führung mit vielen kleinen Wertungen pausenlos in die Höhe. „Absolute Weltklasse und sehr schön anzuschauen“, lobte Cengiz Cakici. „Denis demonstriert die hohe Kunst des Marschierens im Greco. Er ringt seine Gegner Woche für Woche müde.“

Dass Wladimir Berenhardt im 66-Kilo-Greco nach furiosem Beginn und 7:0-Führung „nur“ ein 8:8 erreichte, war zu verschmerzen. Es hätte nämlich schlimmer kommen können. Kurz vor der Pause wäre der Nackenheimer fast auf dem Buckel gelandet, wand sich aber noch so eben raus. Wobei sein Rivale sich für den Geschmack von Cengiz Cakici in dieser Szene einer unerlaubten Beinarbeit schuldig machte.

Auch nach der Pause gewannen die Alemannen vier von fünf Duellen. Ihr Einzug ins Viertelfinale stand schon vor den abschließenden Weltergewichtskämpfen fest. Freistil-Ass Kubilay Cakici und Greco-Spezialist Zoltan Levai schraubten das Ergebnis noch in luftige Höhen. Der Ungar machte dabei gegen seinen Landsmann Krisztian Jäger aus einem 0:6 ein 9:6. „Kubi“ rettete nach zwischenzeitlicher 9:2-Führung mit letzter Kraft einen 9:8-Punktsieg über die Zeit. „Beide hatten keine schlechten Gegner“, so Cengiz Cakici. Im 86-Kilo-Freistil hatte Yordan Kungalov leichtes Spiel. Denn hier schickten die Auer ihren eigentlichen Coach Björn Schöninger auf die Matte. Der feine Sportsmann wehrte sich zwar nach Kräften. Aber gegen den fast neun Kilo schwereren und 13 Jahre jüngeren Kungalov stand er auf verlorenem Posten. Mit den meisten Applaus heimste „Arek“ Kulynycz ein. Gegen den kompakten Ungarn Gabor Madarasi, dessen blutende Kopfwunde mehrfach versorgt werden musste, drehte der Publikumsliebling nach leichten anfänglichen Schwierigkeiten voll auf und ging ab wie eine Rakete.

Quelle: Liga-Datenbank