Die Alemannen Ringer gestalteten ihr Heimkampf-Debüt in der neuen Saison gegen den RC CWS Düren Merken nach Maß: Sie lieferten dem heimischen Publikum spannende und mitreißende Kämpfe und krönten den Abend mit einem hervorragenden 18: 13 Sieg. Trainer Cengiz Cakici war mit seinen Jungs nicht nur zufrieden, er war schlichtweg begeistert.
„Guter Kampf, gute Stimmung, verdient gewonnen“ – Cakici brauchte lediglich sechs Worte, um einen Wettkampftag mit puren Emotionen zu beschreiben. Für ihn haben alle Athleten ihr Bestes gegeben, doch einen beurteilte er als das Zünglein an der Waage und somit zum Match-Winner: Robin Ferdinand hatte zuvor in seinem ersten Kampf im Greco-Schwergewicht den international erfahrenen Adam Varga mit 5:2 Punkten besiegt und den Grundstein gelegt, dass der Heimsieg letztlich gelang.
Dabei wehrten sich die Gäste aus Nordrhein-Westfalen nach Kräften: Sie hatten nahezu ihr Punktekonto (seit dieser Saison werden jedem Ringer je nach Erfolg oder Nationalität Punkte zugeordnet, eine Mannschaft darf höchstens 28 Punkte für einen Kampf einbringen) ausgeschöpft und stellten eine international erfahrene Mannschaft: Bereits der erste Kampf war so eine Art Schlüsselkampf: Für die Alemannen ging der 16-Jährige Burak Demir auf die Matte, ihm gegenüber stand der doppelt so alte und ebenso erfahrene Fatos Durmishi, der im vergangenen Jahr Sieger der Nordischen Meisterschaften war. Demir ließ sich jedoch weder von Alter noch Erfahrung beeindrucken. Unbekümmert rang das junge Nachwuchstalent und nahm Durmishi die Hoffnung auf einen schnellen Sieg. Im Gegenteil: Demir gelang es zu Beginn der zweiten Runde, den ohnehin geringen Rückstand auf 1:2 zu verkürzen. Die Zuschauer unterstützten ihn nach Kräften. Dann kam die entscheidende Schrecksekunde: Einen Moment passte Demir nicht auf. Eine Unachtsamkeit, die Durmishi sofort für sich nutzte und sich zunächst eine Vierer-Wertung holte. Um dann den Vorsprung mit zwei weiteren Zweier-Wertungen auszubauen. Doch Demir verschwendete keinen Gedanken daran sich aufzugeben. Stattdessen kämpfte er couragiert weiter und startete einen eigenen Angriff, der zunächst misslang. Aber er setzte nach, arbeitete sich heran und trotzte seinem Gegner zwei Punkte ab. Klasse Leistung, denn so fuhr Durmishi lediglich zwei Zähler in der Mannschaftswertung ein.
Nun kam aus Sicht des Trainergespanns Cakici und Ahmed Demir der entscheidende Kampf des Abends: Im Schwergewicht musste Robin Ferdinand gegen Adam Varga im griechisch-römischen Stil antreten. Das konnte gutgehen, musste aber nicht. Ferdinand ließ von der ersten Sekunde an nichts anbrennen. Konzentriert und entschlossen einen Sieg mitzunehmen stand er Varga gegenüber. Das sah auch der Schiedsrichter Lars Günthner und gab Varga die erste Passivitätsverwarnung. In der angeordneten Bodenlage erkämpfte sich Ferdinand zwei weitere Zähler. Allerdings musste Ferdinand danach in die Bodenlage: Varga gelang es in einer kraftzehrenden Aktion fast, Ferdinand durchzudrehen. Aber eben nur fast: Denn Ferdinand konterte und holte sich zwei weitere Punkte, anstatt sie abzugeben. Das feierte das Publikum und trieb den mehrfachen Deutschen Meister mit lauten Anfeuerungen durch den Rest der Zeit. Nach sechs Minuten stand es 5:2 für den Westerwälder, der seit kurzem in Laubenheim lebt. Cakici war schier aus dem Häuschen und sprang seinem Ziehsohn begeistert zum Gratulieren in die Arme.
Für Begeisterung sorgte ein weiterer Publikumsliebling vom vergangenen Jahr: War er am vergangenen Samstag noch für das polnische Nationalteam im Einsatz, so brannte Arkadiusz Kulynycz an diesem Wettkampfabend darauf, erneut seine Klasse zu zeigen. Er ließ Kai Stein nicht den Hauch einer Chance und knüpfte damit übergangslos an die letztjährige Top-Form an.
Kulynycz bekommt allerdings Konkurrenz: Dem Neuzugang Tamas Levai beim Ringen zuzuschauen, machte einfach nur Freude. Im letzten Jahr stand sein Bruder Zoltan noch in den Diensten der Alemannen und auch er verstand es wunderbar, das Publikum mitzureißen. Das gelingt jetzt seinem jüngeren Bruder noch besser: Der junge Ungar glich einer Dampflok, die mit voll Dampf ausschließlich nach vorne marschiert. Sehenswerte Hebeaktionen, zwar nicht immer von Erfolg gekrönt, beeindruckten den Gegner Dominik Chelo schwer. Nach 3:22 Minuten war der Kampf beendet, Levai ließ sich als Sieger feiern.
In der Klasse bis 61 Kilogramm, greco, hatte Abteilungsleiter Ralf Wagner eigentlich einen glasklaren Sieg eingeplant: Für die Alemannen ging der Europameister Eldaniz Azizli auf die Matte. Ihm gegenüber stand Zurab Matcharashvili, ein Gegner, der hoffentlich zu besiegen würde. Wagners Rechnung ging zunächst auf. Azizli führte 6:0 als er zu schnell zu viel erreichen wollte, und sich dabei selbst in eine äußerst kritische Lage manövrierte, aus der er sich nur mit Mühe über den Mattenrand heraus kämpfen konnte. Der Gasttrainer monierte beim Schiedsrichter, das sei ein „Tusch“ gewesen, was vielleicht sogar den Tatsachen entsprach. Das konnte Günthner jedoch nicht sehen, da er sich trotz ansonsten sehr guter Stellungsposition auf der anderen Seite befand. Azizli war danach hellwach und holte sich den erwarteten technischen Punktsieg. Neuzugang Ahmed Dudarov musste sich seinen Sieg richtig hart erkämpfen: Er stand dem Muskelpaket Abusupiyan Magomedov gegenüber und der wollte partout keine Wertung abgeben. Was ihm aber nicht nur unzureichend gelang, am Ende stand es 6:2 für Dudarov.
Ruslan Kudrynets holte sich gegen Melvin Pelzer ein Arbeitssieg, er sicherte seinem Team zwei Mannschaftspunkte.
Beherzt gingen Koray Cakici, Bekir Demir und Danilo Bauer auf die Matte. Die rheinhessischen Eigengewächse der Alemannen hatten ihren Gegnern jedoch nur wenig entgegenzusetzen. Trat gerade Cakici zu Beginn der Begegnung Timo Moosmann gegenüber couragiert auf, so schwand sein Mut zunehmend. Die daraus resultierende Unsicherheit bot Moosmann die Gelegenheit zur Punktejagd, die mit 1:10 aus Alemannensicht endete. Immerhin: Cakici gab lediglich drei Mannschaftszähler ab. Demir und Bauer mussten sich leider technisch überhöht geschlagen geben.
Alles in allem verlief der Abend für Nackenheim richtig gut: Mit dem 18:13 Sieg ist die erste Hürde, das Play-off-Finale zu erreichen, genommen.