Den Gegner perfekt gescoutet und bei der Aufstellung die richtigen Entscheidungen getroffen: Auf dieser Grundlage feierte Ringen- Bundesligist Alemannia Nackenheim am Samstagabend den zweiten Heimsieg hintereinander. Gegen den TV Aachen-Walheim setzten sich Cengiz Cakicis Athleten mit 22:12 durch. „Aachen ist eine unbequeme Mannschaft“, sagte der Trainer hinterher. „Aber mit unseren tollen Fans im Rücken hat das prima geklappt.“

Schon in den vorangegangenen Begegnungen hatten die Aachener das Greco- Fliegengewicht nicht adäquat besetzen können, Dennis Schmitz gab die Punkte wegen Übergewichts jeweils kampflos ab. Insofern hätte es wenig Sinn ergeben, Eldaniz Azizli aus Aserbeidschan einfliegen zu lassen. Statt seiner besetzten die Nackenheimer die Position eines Nicht-EU-Ausländers mit Roman Asharin, der im 71-Kilo-Limit des Freistils mit einem technisch überlegenen Punktsieg die erhofften vier Punkte holte.

In der untersten Gewichtsklasse hätte Burak Demir antreten können. Doch ihm traute Cakici auch im Federgewicht etwas zu. Dass das nicht klappte – Demir verlor auf Schultern – spielte im Nachhinein keine Rolle. Im Fliegengewicht hingegen musste Dean Oehrlein leiden und für seinen kampflosen Sieg fünfeinhalb Kilo abtrainieren. „Er hat es eisern gemacht“, lobte der Trainer. „Das finde ich schon klasse.“

Ferdinand rettet knappen Vorsprung

Auch zwei weitere Nachwuchsathleten stellten sich in den Dienst der Mannschaft. Burak Demir und Koray Cakici traten ohne Chance, über die Zeit zu kommen, stilartfremd an. „Das waren eingeplante Niederlagen“, sagte Cengiz Cakici. „Ich muss mich bei meinen Jungs bedanken, dass sie in die Bresche gesprungen sind, weil es nicht anders ging.“

So bastelten sich die Alemannen eine Aufstellung zusammen, in der ihre Asse stachen. Von ihnen gewann Robin Ferdinand im Freistil-Schwergewicht knapper als nötig. Er hatte gegen Zviad Metreveli einen Blitzstart hingelegt und schon nach 30 Sekunden 10:0 geführt. Doch Ferdinand musste auch Wertungen zulassen, sein Vorsprung schmolz auf 10:8, ehe ihm das 12:10 gelang. Metreveli kam nur um einen weiteren Punkt heran. „Robin hat aber verdient gewonnen, weil er einfach mehr gemacht hat“, beurteilte der Trainer den „Kampf auf Messers Schneide“.

Kudla muss schweren Brocken bewegen

Denis Kudla legte im Greco-Halbschwergewicht einen 3:0-Sieg nach. „Denis ist mit viel Gas nach vorne marschiert“, sagte Cakici zufrieden. „Drei Punkte waren das, was wir uns erhofft hatten. Für vier hat die Zeit nicht gereicht.“ Kudla musste allerdings Schwerstarbeit verrichten. International tritt er eine Klasse tiefer an, im 98-Kilo-Limit gehört er zu den leichteren Athleten – sein Kontrahent Martin Otto hingegen brachte das volle Gewicht auf die Waage.

Ein attraktives Duell lieferte sich Ruslan Kudrynets im Greco-Leichtgewicht mit Robin Pelzer. Der Aachener wehrte sich nach Kräften, vermochte sich den beherzten Angriffen von Kudrynets aber nicht entziehen. Der 2:0-Sieg des Alemannen entsprach den Erwartungen.

In gewohnter Manier gewann Ahmed Dudarov im Freistil-Mittelgewicht: Gegen Maximilian Otto hatte er nach viereinhalb Minuten hatte er die nötigen Wertungen für einen technisch überlegenen Sieg gesammelt.

Schmidhubers erster Bundesligasieg

Als der Nackenheimer Erfolg bereits feststand, gelang Dario Schmidhuber im Greco-Weltergewicht sein erster Bundesligasieg. „Das war ein sehr starker Auftritt, sehr beherzt“, lobte der Trainer. „Solche Kämpfe braucht Dario. Das hat er prima gemacht.“ Mit zwei tollen Aushebern hatte Schmidhuber bereits gepunktet, als er zum dritten ansetzte, wehrte sich Rabbia Khalil mit unerlaubter Beinarbeit. Da der Aachener bereits zweimal wegen Fingerhaltens verwarnt worden war, war seine Disqualifikation die logische Folge.

Dass sich die Alemannen eine kleine theoretische Chance auf den dritten Platz, der mit Glück die Play-off-Teilnahme bedeuten würde, erhalten haben, interessierte Cakici nicht. „Nach oben müssen wir nicht schauen“, sagte der Trainer. „Und nach unten schaue ich seit voriger Woche nicht mehr.“