Alemannia-Coach Cakici sieht Glanzleistung des „Musterprofis“, der auch Kumpel Sever besiegt. Sowohl Sever als auch der zweite 88er Gürler sind nach Platz fünf enttäuscht.
KAUFBEUREN – Tags zuvor saßen sie noch gemeinsam im Auto, fuhren mit Cengiz Cakici die gut 300 Kilometer von Schifferstadt ins bayerische Kaufbeuren. Dort standen sie sich am Wochenende dann auf der Matte gegenüber: die beiden Ringer-Kumpels Etka Sever (ASV Mainz 88) und Denis Kudla (Alemannia Nackenheim).
Wie in den meisten Trainingsduellen gegen Sever behielt Kudla im DM-Halbfinale im 97-Kilo-Limit (5:1) die Oberhand. Kudla triumphierte danach auch im Finale deutlich, wurde zum fünften Mal Deutscher Meister.
Während einer Bundesliga-Saison bekommt Alemannia-Coach Cakici Kudla, der in Schifferstadt trainiert, lediglich bei den Kämpfen am Wochenende zu sehen. Während der DM erlebte er den Olympia-Dritten von Rio de Janeiro ausnahmsweise mal über mehrere Tage hinweg. „Er ist ein Musterprofi“, schwärmt der Alemannia-Coach, „in jeder Hinsicht.“ Das Pflichtprogramm DM meisterte Kudla quasi im Vorbeigehen und scheint gewappnet für die Kür: die WM im September in Astana. Eigentlich war der 24-Jährige mit Blick auf die Vorbereitung eine Gewichtsklasse nach oben gerückt, um mehr gefordert zu werden. Wirklich gefordert wurde er aber auch in der 97 Kilo-Klasse nicht.
Gegen Kumpel Sever (5:1) hatte er noch die meisten Probleme, behielt am Ende aber den längeren Atem. „Er ist marschiert“, erkannte Sever an, „ich habe verdient verloren.“ Sever, der in gut einem Monat bei den European Games in Minsk an den Start geht, war von seiner eigenen Leistung bitter enttäuscht. Vor allem haderte der zweimalige deutsche Meister mit seinem Auftritt im Bronze-Kampf gegen Ilja Klasner (Schorndorf, 2:5). „In der Verfassung werde ich in Minsk niemanden besiegen.“ Die DM sieht Sever als „Lektion“, muss bis zu den European Games zwingend zulegen.
Ebenfalls unzufrieden war Ruhullah Gürler. Auch der zweite Athlet des ASV Mainz landete am Ende nur auf Rang fünf. Er sei vom ersten Kampf an nicht richtig ins Turnier gekommen, berichtet Gürler. „Vielleicht habe ich mich selbst zu sehr unter Druck gesetzt.“ Gerade angesichts des Aufwands („so viel wie noch nie zuvor“), den er in den letzten Wochen betrieben habe, ist das Ergebnis ärgerlich.
Dario Schmidhuber scheitert in Runde eins
Und für den zweiten Nackenheimer im Bunde war schon nach der ersten Runde Schluss: Dario Schmidhuber verlor technisch unterlegen. Bei einer Vier-Punkte-Wertung gegen ihn hatte Coach Cakici zwar eine irreguläre Beinarbeit seines Gegners Fabian Reiner (Tennenbronn) ausgemacht, die Schiedsrichter sahen das anders. Der Alemanne probierte danach einiges, berichtet Cakici, wurde dennoch mit einer Bodenlage bestraft und kassierte per Durchdreher den Nackenschlag.
Auch Schmidhuber hatte Cakici mit nach Kaufbeuren genommen. Für alle seine Mitfahrer war mehr drin gewesen. Aber am Ende hatte lediglich Dauer-Sieger Kudla auf der Heimfahrt im Ringer-Tross eine Medaille im Gepäck.