ASV Mainz 88 klarer Sieger gegen Alemannia Nackenheim – auf der Matte. Bericht der Allgemeinen Zeitung vom 20.11.2017.
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LAUBENHEIM. Zwei Geschichten erzählte das Rheinland-Pfalz-Derby der Ringer zwischen dem SV Alemannia Nackenheim und dem ASV Mainz 88. Die sportliche trägt den Titel: „Die Dominanz der 88er“. Die andere ist überschrieben mit „Der Protest“. Wir fangen mit der sportlichen Story an.

Dass der ASV Mainz 88 auf der Matte nicht zu schlagen sein wird, stand nach dem Wiegen fest. Während der SV Alemannia Nackenheim vor 800 Zuschauern in der Sporthalle im Laubenheimer Ried auf seine Spitzenringer Zoltan Levai, Khasan Badrudinov und Arkadiusz „Arek“ Kulynycz verzichten musste, erschienen die 88er mit geballter Weltklasse. Die letzten drei Kämpfer hießen Mark O. Madsen, Balint Korpasi und Soner Demirtas. Im heimischen Trophäenschrank der Herren gesellen sich zu zwei olympischen Medaillen (Madsen und Demirtas) mehrere Weltund Europameistertitel. Ihre Gegner? AlemanniaEigengewächs Danilo Bauer, Oldie Wladimir Berenhardt und Nachwuchsringer Bekir Demir. Die Ausbeute? Elf Punkte für den ASV – weil Demirtas gegen den Sohn seines Freundes Ahmet Demir Nachsicht walten ließ und bestenfalls 20 Prozent seiner Leistungsfähigkeit abrief.

„Wir hätten gern eine bessere Mannschaft gestellt, aber es ging nicht“, sagte Alemannen-Trainer Cengiz Cakici nach der 11:25 Niederlage und erklärte die Ausfälle. Levai und Badrudinov nehmen in dieser Woche an der U 23Weltmeisterschaft teil. „Arek ist mit der polnischen Nationalmannschaft bei einem Turnier in Weißrussland.“ Der kleine Kader des Aufsteigers lässt es nicht zu, solche Ausfälle zu kompensieren. Weil der ASV Mainz 88 genau das kann, gehört er zu den Titelkandidaten. Denn auch die 88er mussten auf Süleyman Atli (Gewichtsklasse bis 61 Kilogramm Freistil) verzichten. Auch er ist U 23-WM-Starter. Für ihn gab Wladimir Winter sein Bundesliga-Debüt. Er war gegen Bayram Shaban zwar chancenlos und verlor technisch überhöht. Die Niederlage fiel aber nicht ins Gewicht. Denn zum Trio Madsen/Korpasi/Demirtas kommen auf Seiten der 88er eben noch Eldeniz Azizli (vier Mannschaftpunkte gegen Ahmad Al-Faradj) und die Deutschen Meister Tim Müller (schulterte Ali Can Cakici) sowie Gabriel Stark.

Der spielte bei der zweiten Geschichte, dem Protest, die entscheidende Rolle. In der Halle lief die Geschichte so ab: Stark unterschrieb beim Wiegen – wie alle Ringer – dass er nicht verletzt ist. Später ging er mit blauem Kinesiotape am Ellenbogen ins Duell mit Vize-Weltmeister Denis Kudla. Beide gingen kurz in den Clinch. Kudla legte seinen patentierten Vorwärtsgang ein und schob den Freistil-Spezialisten Stark von der Matte. Der fasste sich an den Arm und gab nach 25 Sekunden auf. „Es hat geknackt und Gabriel wollte nichts riskieren“, erklärte sein Trainer David Bichinashvili. „Das kann passieren. Gabriel war fit und dann hat er sich verletzt.“ Die Nackenheimer sehen das anders. „Nie und nimmer hat er sich bei dieser Aktion verletzt“, sagte Abteilungsleiter Ralf Wagner. „Denis hat ihn gar nicht an diesem Arm angefasst. Das haben wir auch auf Video.“ Die Folge: Die Alemannen legen Protest gegen die Kampfwertung ein. Würde er angenommen, stände ein 40:0-Sieg der Gastgeber fest, denn die 88er hätten ohne Stark nur fünf, statt sechs deutsche Ringer in den Kampf geschickt. Bichinashvili reagierte völlig verständnislos auf den Protest. „Das ist einfach lächerlich“, sagte er lachend. „Das ist unseriös und mit so etwas beschäftige ich mich nicht. Muss er auch nicht, denn seine Mannschaft wird – egal wie der Deutsche Ringer Bund entscheidet – als Gruppenerster in die Play-offs einziehen. Denn ein Sieg am letzten Kampftag gegen den ASV Urloffen ist praktisch unausweichlich.

Stichwort Play-offs: Dort dürfen sich die Fans wieder auf spannendere Duelle freuen. Von dieser Sorte gab es am Samstag nämlich nur eines; vielleicht die dritte Geschichte des Abends. Titel: „Das Blutduell“. Wladimir Remel und Robin Ferdinand lieferten sich eine intensive Schwergewichtsschlacht. Bei einem Wurf zogen sich beide klaffende Platzwunden zu, wurden verarztet und schenkten sich auch mit Turbanverband nichts. Remel hatte das bessere Ende für sich, gewann 13:9.


Quelle: Liga-Datenbank